Ich nehme mir nichts mehr vor, mache keine Pläne mehr und setze mir keine neuen Ziele.
Ich kündige nichts mehr an, mache keine Versprechungen und lasse alles auf mich zukommen.
Fast alle meine Pläne und Vorhaben scheitern oder verzögern sich seit ungefähr einem Jahr.
Ist so. Alles hängt von meiner Tagesform und meinem Schmerzpegel ab.
Es gibt Tage, da schaffe ich viel, habe Ideen und Projekte für die nahe Zukunft im Kopf, bin durchweg optimistisch, wenn nicht gar euphorisch. Es gibt aber auch Tage, da schaffe ich es kaum aus dem Bett, da hänge ich nur rum oder streame mich durch die Programme, um mich abzulenken. Und es gibt Tage, da gucke ich nur auf die Uhr, ob ich endlich die nächste Dosis Schmerzmittel nehmen darf oder ob ich noch weiter warten sollte.
Mein momentaner Tagesablauf ist von Unzuverlässigkeit geprägt. Ich kriege es nicht anders hin.
Mein literarischer Output (ihr seht es an den seltenen und planlosen Blogeinträgen) und meine Projekte und Pläne sind dem Überleben untergeordnet.
Ja: Ich möchte die Reihe von Gesprächen, Chats, Interviews mit Kolleg*innen fortsetzen. Das erste Gespräch mit Jochen Knoblauch hab ich ja schon veröffentlicht, der erste Part meines Gesprächs mit Christoph Kleinhubbert muss nur noch korrigiert und gesetzt werden (seit Wochen!) und ich habe schon ein paar Kolleg*innen auf der Liste, die sich auch schon bereit erklärt haben, da mitzumachen. Fuck, ich kriege es momentan nicht hin, muss das einfach nach hinten verschieben.
Bei meinen geplanten Büchern ist das ähnlich.
Immerhin: Das Chapbook bei RUP befindet sich auf der Zielgeraden…
Vielleicht ändert sich das mal irgendwann, chaotisch war ich ja schon immer. Jetzt ist mir das alles egal. Hauptsache, ich lebe. Mit möglichst wenig Schmerzen.
Seit Tagen (=Wochen) will ich mich bei einigen Freund*innen melden (heißt bei mir schreiben, Messanger oder WhatsApp) und verschiebe es von Tag zu Tag.
Immerhin: Heute scheint es wieder etwas zu laufen und (diese) Worte fließen aus meinen abgemagerten und schwachen Fingern.
Manchmal träume ich davon, ein Spiegelei auf Toast zu essen.
Oder ähnliches. Sogar n Hamburger von McDonalds oder BurgerKing, sehr gerne die veganen Variationen: Ich weiß, wahrscheinlich wird mir der Plastikkram generell nicht schmecken, trotzdem.
Da ich keinerlei feste Nahrung aufnehmen kann und essen und trinken momentan einfach nur weh tun entstehen merkwürdige Gelüste.
Abends um ca. 19.00 Uhr hängt der Pflegedienst einen Beutel an meinen Port. Intravenöse Ernährung, die mich am Leben hält. Der Beutel läuft zwölf Stunden ein, dann hängt ihn Claudia ab.
Zusätzlich zwinge ich mich, die Medikamente und eine Trinknahrung oral zu mir zu nehmen.
Nee. Spaß macht das nicht.
Und es ist teuer: Ein Beutel kostet ca. 200,-€.
Ohne das Solidarsystem der Krankenversicherung wäre ich längst tot.
Wirtschaftlich bin ich eine Katastrophe. Krebs ist ein Minusgeschäft. Die Ausgaben (zig Operationen, Kieferaufbau, Implantationen, Medikamente, Behandlungen undundund) überschreiten schon lange die Summe, die ich früher in die Krankenversicherung eingezahlt habe.
Ich mache es ja nicht freiwillig und ich kann es auch nicht genießen.
Aber ich bin mir dessen bewusst. Und wenn meine Schmerzen nachlassen, versuche ich vielleicht sowas wie Dankbarkeit zu entwickeln…
Themenwechsel (obwohl der Krebs auch hier wieder ne Rolle spielt…):
Konzerte!
Letztens habe ich mehrere Donots-Konzerte gestreamt. Ich war begeistert, erinnerte mich an meine Partys mit dieser genialen Band und irgendwann flossen meine Tränen.
Ob ich überhaupt mal wieder ein Livekonzert genießen kann, steht in den Sternen. Und wenn, dann im Rollstuhl. Und das wird weniger Spaß machen als im Mob zu tanzen und zu schwitzen.
Damit muss ich mich endgültig abfinden.
Was mir nicht genommen werden kann, sind meine Erinnerungen.
Aus Nostalgie-, Therapie- und Ablenkungsgründen habe ich meine alten Konzertkarten rausgesucht und aufgehängt.
Ich war ein leidenschaftlicher Konzertgänger, vor meiner ersten Krebserkrankung war ich mindestens einmal im Monat auf einem Konzert. Mehrere Umzüge und die Tatsache, dass es manchmal auch nur einen Stempel oder ein Armband zum Einlass gab, führen dazu, dass ich höchstens die Hälfte meiner Konzerte dokumentieren kann. Selbst dafür reicht der Platz in meinem Zimmer nicht.
n Paar Belegfotos:
Und wenn ich Zeit und Lust habe und mich die Schmerzen nicht zu sehr lähmen werde ich demnächst vielleicht mal in meinen Erinnerungen zu einzelnen Erlebnissen schwelgen…
Wo ich schon bei Musik bin:
IGGY POP !!!
Die neue Iggy Pop Scheibe „Beautiful Losers“ macht einfach nur Spaß! Geile Musiker, geile Songs und ein Iggy in Höchstform.
Ich könnte jetzt Seitenlang schwärmen, könnte jedes Stück interpretieren und auf die hervorragenden Musiker eingehen, lasse das aber einfach so stehen. 10 von 11 Liedern begeistern mich. Wenn ich
könnte, würde ich durch die Wohnung tanzen und laut mitgröhlen, so mache ich das halt nur im Kopf und im Herzen.
Absolute Empfehlung!
Peter Gabriel !!!
Jeden Vollmond bringt Peter nun einen neuen Song des kommenden Albums raus.
Fuck, heißt das, dass das Album erst Ende des Jahres erscheinen wird?
Ich bin da jetzt schon heiß drauf. Und die erste Veröffentlichung „Panoptikum“ macht einfach Lust auf mehr!
Anti-Flag !
Gehen neben Peter Gabriel und Iggy Pop beinahe unter. Und das haben die nicht verdient!
Auch ein sehr starkes neues Album!
Jupiter Jones:
Einfach enttäuschend. Schlager-Pop. Nichtssagend…
Soweit diesmal.
Morgen werde ich noch den Rest für das Chapbook „Poesie am Stock“ fertigstellen.
Jetzt noch einmal Schmerzmittel, damit ich durch die Nacht komme, und das war es dann…
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