Ich habe also 2022 überlebt.
Und das ist nicht selbstverständlich, öfters sah es verdammt so aus, dass es das nun war.
Egal: Ich habe es überlebt und erwarte nun ein besseres 2023.
Zum Zustand der Welt, dieses Staates und zur allgemeinen Lage äußere ich mich jetzt nicht, machen viele andere Menschen und einige können das einfach besser formulieren.
Außerdem seht ihr ja alle, was Sache ist.
Auch wenn unsere Einschätzungen und Konsequenzen vielfältig sind.
Zur Musik und Literatur gibt es von mir keinen Rückblick: Zuviel ist bei meinem persönlichen Chaos einfach an mir vorbeigegangen.
So oft wie dieses Jahr habe ich, glaub ich, selten geweint.
Voller Schmerzen, voller Verzweiflung.
Aber auch voller Glückseligkeit.
Alleine vier emotionale Höhepunkte im Dezember:
- Der Besuch meiner Familie. Meine Schwester und Schwager, meine Nichten und ihre Männer und die Großnichten.
Und es war ein sehr schöner Nachmittag und ich habe es genossen. Früher machte ich einen großen Bogen um Familie, dank Claudia (und dank meiner Krebserkrankung) hat sich das geändert. Und da ist
ein warmes Gefühl und es tut einfach nur gut. Wir leben alle unsere eigenen Leben, trotzdem ist da eine Verbindung.
- Kurz vor meinem Geburtstag tauchten einige meiner Freund*innen auf, teilweise hatten wir uns Jahre lang nicht gesehen. Und auch wenn da der ein oder andere Kloß im Hals steckte: Es war beinahe
wie früher und es war einfach nur schön. Mann! Sollte ich noch da sein muss ich kommendes Jahr zu meinem 60ten eine große Party feiern!
Ich schwör!
- An meinem Geburtstag kamen dann Anne und Thomas sogar nochmal! Die Beiden, vor allem Thomas begleiten mich mein Leben lang, haben alle Hochs und Tiefs mit mir geteilt. Ich kann es nicht beschreiben, wie wichtig diese Menschen für mich sind.
- Gestern dann Besuch aus Hannover: Kersten und seine Frau Ulrike wollten mich einfach mal kurz sehen. Es wurden einige erfüllte Stunden.
Vor fünfzehn Jahren fuhren Kersten und ich nach Paris zum Tom Waits Konzert. So etwas bleibt ein Leben lang. Und ich habe es diesmal wahrhaftig geschafft, dass Kersten kurzzeitig sprachlos war!
Auch wenn wir uns (viel zu) selten treffen. Diese Wärme und Freundschaft sind unbeschreiblich.
Auch wir wollen uns kommendes Jahr wiedersehen.
Während ich das hier tippe, kommen mir schon wieder die Tränen.
Ich stehe dazu.
All das gibt mir Kraft und Mut. Ich versuche, weiterzumachen.
Und habe noch eine lange Liste an Menschen, die ich nochmal sehen möchte.
Heute ist ein guter Tag.
Meine Schmerzen halten sich in Grenzen.
Ich konnte sogar orale Nahrung zu mir nehmen und kann beinahe schmerzfrei trinken.
Endlich brauche ich mal relativ wenig Schmerzmittel!
Ich vermisse unseren Aron.
Und finde noch immer keine passenden Worte zu seinem Abschied.
Heute zum Beispiel würde er völlig durchdrehen und wahrscheinlich sein Geschäft im Haus verrichten: Die Silvester-Knallerei hat ihn immer völlig fertig gemacht.
Auch Nora mag das nicht, ist ja eh eine ziemliche Angsthündin. Wir nehmen ihr die Bellerei natürlich nicht übel und versuchen, sie zu beruhigen. Generell ist sie dabei aber etwas entspannter.
Was sich nicht mehr großartig ändern wird:
Ich werde weiterhin äußerst unbefriedigend artikulieren können.
Ich werde immer Probleme mit fester Nahrung haben.
Ist so.
Mein Kehlkopfdeckel ist im Arsch (na gut: anatomisch nicht ganz korrekt…), weggebrannt. Und da wird es keine Besserung mehr geben.
Das schränkt meine Lebensqualität natürlich auf Dauer extrem ein, trotzdem: Damit KANN ich leben.
Ich werde nie wieder Bäume ausreißen können.
Aber vielleicht kann ich ja wenigstens irgendwann mal wieder Blumen pflanzen.
Und mit Nora und meiner Frau spazieren gehen.
Und wenigstens n bisschen was machen.
Vielleicht kann ich irgendwann sogar wieder selbst Auto fahren (klingt lächerlich, aber es fehlt mir…).
Im Moment ist mir vieles halbwegs egal, ich will nur eines:
WENIGER SCHMERZEN!
Anyway:
2023 kann für mich nur besser werden.
Der Tumor ist wohl weg, jetzt muss ich halt mit den Folgen klarkommen und da gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder, die Schmerzen hören auf. Alles hört auf. Und dann ist das okay, auch wenn ich das (noch) nicht will.
Oder die Schmerzen werden so gering, dass ich wieder leben kann.
Und dann kann ich auch wieder ernsthaft schreiben, kann meine Frau so lieben, wie sie es verdient hat und wie ich es immer will. Dann beginnt ein neues Abenteuer: ENDLICH WIEDER LEBEN!
Drückt mir mal die Daumen.
Drückt mich – aber nicht zu feste…
Ich mag viele von euch, habe einige wirklich lieb, liebe n paar von euch – und das sind gar nicht so wenig.
In diesem Sinne wünsche ich euch
EIN FROHES NEUES JAHR!
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