50 ways o leave your Pflegedienst

 

 

 

 

 

In einem meiner vorherigen Leben vor ca. 18 Jahren arbeitete ich als Pfleger (Wundmanager, Mentor) in der ambulanten Pflege.
Mit meiner Lieblingskollegin machte ich Witze darüber, wie wir später den Pflegedienst ärgern würden, wenn er denn zu uns kommen müsste.

 

Ich bekam dann diesen fiesen Krebs und sie MS, wir sind beide berentet und ich benötige jetzt für den Verbandswechsel bei meinem Bauchkrater wahrhaftig einen mobilen Pflegedienst.

 

Hier ein paar meiner Favoriten, womit ich die Pfleger*innen nerven könnte:

 

 

 

- Ich fange mal harmlos an:
„Also ihre Kolleg*in macht das aber so…“, „Also, ihre Kolleg*in meint…“.
Noch nix Böses, aber wetten, da kommt noch was?

 

- „Könnten Sie bitte Ihre Schuhe ausziehen?“ Nee. Kann ich nicht. Darf ich nicht, es gibt nämlich (durchaus sinnvolle) Vorschriften über das Schuhwerk bei der Arbeit. Wenn ich es vorher wusste, dann nahm ich mir Ersatzschuhe mit. Wenn nicht, dann gab es halt keine Chance.

 

- Pünktlichkeit: Als Patient*in grundsätzlich keine Minute vor dem vereinbarten Termin öffnen. Und grundsätzlich nach fünf Minuten Verspätung ein Beschwerdeanruf bei der Pflegedienstleitung!

 

- Termine absagen? Warum? Der Pflegedienst merkt doch selbst, wenn ich nicht da bin!

 

- „Können Sie MAL EBEN…?“ Nee. Kann ich nicht. Mal eben die Gardinen aufhängen oder beim Bäcker um die Ecke etwas kaufen kostet Zeit. Und meine Arbeitszeit als Pfleger war teuer und der Dienst zeitlich eh eng getaktet.
Mal eben nach der Dekubitusversorgung die Wohnung durchsaugen ist nicht.
Mal eben ein Gespräch über Probleme oder Sorgen war allerdings immer drin. Gehört zur Pflege.

 

- „Ich habe Pflegestufe XYZ (mittlerweile Pflegegrad) und eine Schwerbehinderung von so und so viel Prozent. Pflegen Sie mich dementsprechend. …“
Ich allerdings habe nie nach Pflegegrad, Behindertengrad oder Rentenbescheid gepflegt, sondern immer nur nach Notwendigkeit und zum Patientenwohl. Und wer noch in der Lage war, sich sein Gesicht selber zu waschen, sollte es verdammt noch mal auch tun.
Dauerte zwar länger, diente aber auch der Mobilisation.

 

- Hab ich eigentlich schon die Angehörigen der Pflegebedürftigen erwähnt?
Da gab es alles, von absolut netten, lieben und hilfsbereiten Menschen bis hin zu Besserwissern und Arschlöchern.
Ich mochte es nie, wenn mir bei der Pflege Angehörige immer über die Schulter guckten. Es sei denn, ich sollte ihnen etwas zeigen oder beibringen oder aber sie wollten mir helfen und anreichen.
Oft störten und nervten sie nur, manchmal musste ich sie bitten, das Bad oder den Raum zu verlassen.

 

- Sexuelle Übergriffe von pflegebedürftigen Männern: Ja. Ich habe es nur von Männern erlebt. Und meistens gegen Schülerinnen oder besonders liebe und fürsorgliche Schwestern.
Kranke Arschlöcher, die nach Ärschen grapschten, manchmal auch an den Busen packten, anzügliche Sprüche raushauten, all der Scheiß.
Wenn möglich schützte ich meine Schülerinnen und gönnte ihnen bei diesen Schweinen eine Pause.
Wenn diese im Bett gepflegt wurden und ich Übergriffe mitbekam, konnte meine Hand schon mal ausrutschen und ich bei der Pflege am DK ziehen. Das tat schon weh, war aber natürlich nur ein Versehen…

 

 

 

Eigentlich sollte dieser Blogeintrag witziger werden. Sorry.
Aber zumindest in der Pflege tätige Menschen werden ihn nachvollziehen können und ab und zu nicken.
Oder?

 

Noch drei Erinnerungen:

 

-       Uff. Geschafft.
Der demente und beinahe bewegungsunfähige Mensch war fertig versorgt.
Eine Ganzkörperwäsche im Bett, eine Inkontinenzversorgung und eine neue Inkontinenzhose angezogen, ordentlich gelagert, alles in Ordnung.
Ich verabschiedete mich.
Ich schwöre, er grinste mich an. Dann drückte er nochmal kräftig seine Arschbacken auseinander und ich roch es sofort.
„Na. Da müssen wir wohl nochmal von vorne anfangen.“
Ich schwöre es, er grinste wirklich!

 

-       Noch ein bettlägeriger Mann. Ich assistierte meinem Schüler, der wirklich eine gute Pflege machte.
Gerade wusch er den Unterleib des Patienten von vorne und ich bemerkte ein Zucken im Penis.
Ich konnte noch „Vorsicht!“ rufen, dann pinkelte der Patient auch schon im hohen Bogen los.
Mein Schüler war klatschnass und guckte verdutzt, machte die Pflege zu Ende und ging dann fluchend mit mir zum Auto.
Dann guckten wir uns an und fingen beide an zu lachen und kriegten uns kaum ein.
Alle Patienten danach mussten etwas warten, da er sich in der Dienststelle erstmal frisch machen musste und wir ein halbwegs passendes Hemd für ihn finden mussten.

 

-       Sie wohnte im vierten Stock und natürlich hatten wir uns bereit erklärt, ihr Getränke aus dem Keller mit hochzubringen.
Diesmal war der Keller abgeschlossen und ich kämpfte mich ohne Getränke die Treppen hoch.
„Och. Da habe ich gar nicht dran gedacht…!“, sie grinste verlegen und drückte mir den Kellerschlüssel in die Hand.
Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, aber ich blieb freundlich und lief noch einmal die Treppen hoch und runter.

 

 

 

Noch einen:
„Können sie mal gucken? Die Heizung ist wohl ausgefallen und der Hausmeister weigert sich, etwas zu unternehmen.

 

Wir hatte Hochsommer und eine Außentemperatur von ca. 40°…

 

 

 

Natürlich.
Auch PflegerInnen können dumm oder unsympathisch sein.

 

Ich bin jetzt seit 15 Jahren aus der Pflege raus.

 

Manche Sachen bleiben in Erinnerung…

 

 

 

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