Im KrankMachendenHaus

 

Hinter jedem Menschen in diesem Haus steht eine Geschichte.

 

Es sind zu viele Geschichten, sie sind zu persönlich.

 

Ich kämpfe mit meiner Geschichte, das muss erstmal reichen.

 

 

 

Ansonsten besteht die Hälfte der Tage aus Warten und keine Ahnung haben.

 

Die Zeit in Krankenhäusern vergeht wie Gummi. Sie zieht sich beinahe unendlich, bis dann doch irgendwann irgendwas reißt.

 

 

 

„Smokers outside the hospital door“ ziehen die Kapuzen dicht über den Kopf und frieren. Ein Sturm macht es nicht leichter.

 

Man kennt sich, nickt und steht da und inhaliert. Manche telefonieren, manche versuchen Konversation.

 

Die, die reden, meckern oft. Über Alles und Jede und Jeden.
Vor allem über das Krankenhaus, die „Ausländer“, Corona und ihr eigenes Schicksal.

 

Ich schweige, ziehe den Kopf zwischen meine Schultern und denke mir, „Nee. Hier nicht. Lasse reden…“.
Ich ziehe hastig an meiner Zigarette und verkrümel mich wieder.

 

Liegt es an meiner Misogynie oder daran, dass nur noch dumme Menschen (mich eingeschlossen) rauchen?

 

Ganz so schlimm ist es nicht: Es gibt noch andere Raucher*innen, die einfach nur dastehen und freundlich nicken.

 

 

 

Auf meinem Zimmer ist es auch nicht witzig.

 

Aber ich habe meinen Laptop und komme über die Runden.

 

 

 

Generell gilt:
Niemand (Vom Ärzte- und Pflegeteam) sagt was Konkretes, keiner weiß Bescheid.
Und wenn die mal was sagen, ist es oft widersprüchlich.

 

Das mach keinen Spaß, wenn man eh halbwegs am Rad dreht.

 

 

 

Überhaupt, Sprache und Kommunikation:

 

Ich bin durch meine Artikulationsschwierigkeiten schwer zu verstehen, ähnlich, wie nicht deutschsprachige Menschen.

 

Gerade dann sollte sich Krankenhauspersonal Mühe geben und Zeit nehmen.

 

Ist leider nicht so.

 

Wenn wir nicht verstanden werden, wird oft genickt. Und dann schnell gegangen.

 

Andersrum ist es genauso problematisch:

 

Wenn Pflegekräfte kein Deutsch sprechen und wenig verstehen ist es einfach beschissen.

 

Gerade in der Pflege ist Kommunikation verdammt wichtig.

 

Das war damals mit ein Grund, weshalb ich meinen Job aufgab.

 

Leider wird das wohl allgemein nicht so gesehen. Und gerade Ärzte und Ärztinnen sollten doch intelligent genug sein, die Muttersprache ihres Arbeitgeberlandes zumindest rudimentär zu erlernen!
Ist genauso wichtig, wie Injektionen zu verabreichen!

 

Und wenn sie (oder auch Pflegekräfte) etwas nicht verstehen, dann sollen sie sich verdammt nochmal Kolleg*innen zur Hilfe holen!

 

 

 

Okay. Ich bin knatschig. Vielleicht auch unfair. Meine Abneigung gegenüber vielen Menschen nimmt zu und ich bin halt ungeduldig und platt.

 

 

 

Mein Krankenhausaufenthalt dauert wohl noch ein paar Tage, obwohl ich täglich meine Entlassung ersehne.
Ich vermisse das Münsterland, unsere Hunde und meine Frau (Nicht als Besitzpronomen mißverstehen!).

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Matthias Engels (Montag, 21 Februar 2022 21:52)

    Hermann- Durchhalten!
    Du hast völlig Recht in deiner Betrachtung und deiner Verbitterung und außerdem meine Bewunderung dafür, was für ein "zäher Knochen" du bist- nach all den Schlägen in den letzten Jahren. Ich wünsch Dir, dass du bald heimkannst...zu Frau, Hunden und ins Münsterland!
    Mach`s gut!

  • #2

    J. H. (Dienstag, 22 Februar 2022 21:44)

    Ich wünsche dir viel Kraft und gute Besserung!