Ende Januar und ich denke an den Größten
Der Januar verabschiedet sich
mit seinem schönsten Gesicht
Nach einem Monat voller Dunkelheit
und feuchtem Nebel
strahlt nun die Sonne
Langsam und ruhig renoviere ich das Bad
unterbrochen von Kaffee, Zigaretten, Hühnersuppe
und einem langen Spaziergang
Auf dem Bildschirm sehe ich eine beeindruckende Dokumentation
über Muhammad Ali
Was für ein Mann!
Was für ein Champion!
Was für eine Geschichte!
Ich erinnere mich:
Am 30ten Oktober 1974
weckte mich mein Vater mitten in der Nacht
und ich durfte mit ihm den
Rumble In The Jungle ansehen
Ich war begeistert
und liebte dieses tänzelnde Großmaul
Ich hatte keine Ahnung vom Boxen
und warum Cassius Clay jetzt Muhammad Ali hieß
Ich wusste nichts von der Sperre
wegen seiner Kriegsdienstverweigerung
und war zu jung
um Black Power oder den Islam zu verstehen
Am 1ten Oktober 1975 wurde ich dann wieder einmal geweckt
der Thrilla von Manila
und Georg Frazier und mein King lieferten eine brutale Schlacht
und ich war begeistert
und Ali war es wirklich:
DER GRÖSSTE!
Ach – hätte er doch spätestens danach aufgehört!
Aber Ali boxte weiter
und kratzte an seinem Denkmal
dabei stand ihm der schwerste Kampf des Lebens noch bevor
Parkinson ist ein Arschloch
du kannst nicht gewinnen
und als Ali 1996 zitternd und nicht mehr tanzend
das Olympische Feuer in Atlanta anzündete
weinte ich
und da war ich nicht der Einzige
Mittlerweile neigt sich dieser vorletzte Januartag dem Ende zu
Januar ist der Montag unter den Monaten
Und ich scheine ihn mal wieder überlebt zu haben
50 Jahre sind seit dem Bloody Sunday vergangen
und in Indien feiern sie zu Ehren Mahatma Ghandis
den Märtyrertag
Ich habe das Bad fertig
und verschiebe das Aufräumen und Putzen auf Morgen
Stattdessen drehe ich eine letzte Runde
mit meiner Frau und unseren Hunden
springe unter die Dusche
und falle ins Bett
Der Februar kann kommen
voller Zuversicht werde ich
wie ein Schmetterling tanzen
und wie eine Biene stechen
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