Wenn ich König von Dland wär - Jahresrückblick 3

 

2021 in Zeiten der Pest (3)

 

 

 

Wenn ich König von Deutschland wär, dann wäre ich jetzt ziemlich am Arsch.

 

Ich müsste Entscheidungen treffen in einer Lage, die es vorher nicht gab und wo kein Mensch genau weiß, wie es weitergeht.

 

Ich würde harte Entscheidungen treffen, Freiheitsrechte einschränken und mich wie ein Diktator verhalten müssen.

 

Ich bin (Göttin sei Dank!) kein König von Deutschland.

 

Die ehemalige Kanzlerin und der jetzige Kanzler waren/sind auch keine König*innen von Deutschland. Wir leben nämlich in einem demokratischen Staat. Und in einem föderalistischen Staat. Einem Staat mit Gewaltenteilung.
Und das ist gut so, auch wenn es in Zeiten der Pest oft schlecht erscheint.

 

 

 

Als König von Dland hätte ich mich bei den Maßnahmen gegen die Pest an China orientiert. Als König wäre mir Demokratie egal. Aber es hätte wahrscheinlich nicht funktioniert.

 

Ich hätte keine Probleme mit der AfD oder Reichsbürgern oder so einem Gesocks: Die lieben autokratische Systeme und ich wäre halt König.
Und wenn sie aufmucken sollten würde ich sie mit „Modern Talking“ foltern.

 

Aber ich bin – Göttin sei Dank! – kein König und ich mag auch keine Monarchien.

 

Wenn überhaupt, dann Rio Reiser als König von Deutschland. Aber leider ist das Geschichte und nicht mehr möglich.

 

 

 

Angela Merkel war keine Königin und Olaf Scholz ist kein König.
Als Kanzler*in können die schon Einiges entscheiden und beeinflussen, aber sie sind immer eingebunden in einem Team.
Sie sind eingebunden in einer Koalition, ihrer Partei, dem Gesetz und der Verfassung unterstellt und eben keine autokratischen Herrscher*innen.
Und sie müssen mit den Bundesländern zusammen agieren. Eben nicht autokratisch bestimmen, sondern abstimmen und abgleichen.

 

Merkel war nicht an allem schuld und Scholz wird es auch nicht sein.

 

Nicht zu vergessen, das wirtschaftliche Interessen und Finanzmächte im Hintergrund auch noch mit agieren, vielleicht sogar die wahren Bestimmer sind.

 

Parlamentarische Demokratie und (angeblich soziale) Marktwirtschaft sind kein Kinderspiel.

 

 

 

Diese jetzt über zwei Jahre dauernde Pandemie ist Neuland.
Für alle.
Politiker*innen treffen falsche Entscheidungen, Wissenschaftler*innen müssen sich korrigieren und wir Bürger*innen verzweifeln und zweifeln und sind mütend – aber diesmal würde ich nicht unbedingt den Machthaber*innen die Schuld geben.

 

 

 

Als König von Deutschland hätte ich wahrscheinlich vergeigt und vieles falsch gemacht, auch wenn ich auf Expert*innen gehört hätte.

 

 

 

Ansonsten:
Als König von Deutschland hätte ich deutsche Rüstungsexporte gestoppt. Ich hätte generell ein Tempolimit in Städten und Dörfern auf 30 km/h und auf Autobahnen auf 130 km/h eingeführt. Ich hätte den Verfassungsschutz abgeschafft oder generell neu aufgebaut. Ich hätte ein Grundeinkommen für alle eingeführt und die Reichen extrem besteuert. Ich hätte Pfleger*innen und Ärzt*innen delegiert, die das Gesundheitssystem erneuern. Ich hätte Pädagog*innen delegiert, die das Bildungssystem endlich auf Chancengleichheit ausrichten und Begabungen fördern. Ich hätte unbürokratische Unterstützung für Literat*innen und Künstler*innen gefördert.

 

Ich wäre nach einem Tag gestürzt und wahrscheinlich geköpft worden…

 

Ich bin nicht König von Deutschland und ich will es auch gar nicht sein.
Ich misstraue Autokraten und halte die Demokratie für einen guten Kompromiss. Die parlamentarische Demokratie in Dland ist kritikwürdig, aber sie funktioniert besser als in vielen anderen Ländern. Ich hätte gerne eine soziale Marktwirtschaft, leider haben wir eine Marktwirtschaft ohne sozial und leben im Kapitalismus. Ist so.

 

 

 

Ich bin kein König, kein Minister, kein Entscheidungsträger.
Ich bin Bürger, wenn auch behindert und erwerbsminderungsberentet.
Ich will gar nicht mehr.
Aber ich will mitreden, will, dass meine Worte gehört werden und ich mache das.

 

In vielen Ländern ist das nicht möglich.

 

Bei aller Kritik: Wir leben in einer der besten Demokratien.
Wir sollten sie erhalten und ausbauen.
Und dann dürfen wir danach auch für unsere Utopien kämpfen.

 

 

 

In dem Sinne ein frohes neues Jahr!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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