Seit meinen jungen Jahren war ich ein Freund deutschsprachiger Musik. Ich mochte es, wenn die Worte und Verse sich mit der Musik verbanden und mich tanzen ließen. Ich mag es immer noch.
Udo Lindenberg begleitet mich seit 43 Jahren, kurz danach kamen Rio Reiser und Ton Steine Scherben. Hannes Wader, Georg Danzer, teilweise Reinhard Mey, die ganze Liedermacherblase.
Der junge Klaus Hoffmann und Konstantin Wecker begeisterten mich total.
Das ist vierzig Jahre her.
Und später kamen dann natürlich die Punkbands. Und einige sehr gute Rock-Sachen. Aber darum geht es hier nicht.
Letzten Freitag erschienen drei deutschsprachige Live-Alben, die mich aufgrund meiner musikalischen Sozialisation alle interessierten.
Klaus Hoffmann, Konstantin Wecker und Element of Crime veröffentlichten ihre Aufnahmen aktueller Auftritte.
Ich fange mal mit Element of Crime an.
Ihre erste Platte „Try to be mensch“ war eine Offenbarung, ein Geniestreich.
1987 war das. Ab 1991 stellten Element of Crime auf rein deutschsprachige Produktionen um. Und waren einfach klasse.
Seit über dreißig Jahren verfolge ich diese Band und habe mir blind das Live-Album als Vinyl bestellt.
Und bin gelangweilt.
Eine schlecht abgemischte Platte und ein Konzert, dass nicht rüberkommt. Meine drei EoC-Konzerte waren klasse, wurden aber mit der Zeit auch langweiliger. Irgendwie kopieren die sich selbst und spielen ihren Kram nur noch runter. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Und mache jetzt erstmal Pause von Regener (bei seinen Romanen erging es mir ähnlich) und Element of Crime.
Dann war da Klaus Hoffmann.
Seine Lieder spielten wir damals am Lagerfeuer oder beim Teetrinken auf unseren Gitarren nach.
„Die blinde Katharina“ oder „Ein neuer Morgen“ waren da Klassiker.
„Die Mittelmäßigkeit“, „Weil du nicht bist wie alle andern“:
Unwahrscheinlich schöne Lieder.
Bei Klaus Hoffmann sind es also vierzig Jahre seitdem ich mich verliebte.
Ungezählte weitere Alben und vor allem ungezählte Live-Alben habe ich mir seitdem angehört. Und meine Begeisterung ließ immer mehr nach.
Da war der Schauspieler und Chansonier und nicht mehr der Sänger, den ich früher liebte
Und jetzt: Ein Album, das kein Mensch braucht.
Und dass ich nicht mal ganz durchgehört habe.
Dann bleibt da noch Konstantin Wecker.
Für mich einer der besten Dichter Deutschlands. Auch seit über vierzig Jahren.
Ich hatte Probleme mit seiner Musik, die eigentlich nie meinem Geschmack entsprach. Ich hatte Probleme mit dem bayrischen Dialekt, ist nicht mein Ding.
Aber ich habe ihn immer trotzdem geliebt. Und liebe ihn immer noch.
Auch Wecker hat ungezählte Alben rausgebracht. Und wahnsinnig viele Live-Alben. Auch da war manches nicht nach meinem Geschmack.
Textlich erfasste er immer den Zeitgeist, er sang von der Lust nach Liebe, dem Wunsch nach Freiheit und der Angst vor Krieg und Faschismus.
Und er sang immer kraftvoll, kämpferisch, ohne wenn und aber.
So machte er das auch jetzt:
Zusammen mit der Bayrischen Philharmonie ging er auf „Weltenbrand“- Tour und präsentierte uns einen Ausschnitt aus seinem riesigen Schaffen.
Wecker rezitiert Erich Kästner, Erich Mühsam, Bertolt Brecht und Rainer Maria Rilke. Und ich glaube, er weiß, dass er mit diesen großen Dichtern auf einer Stufe steht.
Und er brachte uns einige seiner Klassiker, die (leider) immer noch in die heutige Zeit passen: „An meine Kinder“, „Frieden im Land“, „Hexeneinmaleins“, „Empört euch“, „Sage Nein“, um nur eine kleine Auswahl zu listen.
Musikalisch sind da natürlich sein Flügel und die Philharmonie im Vordergrund. Aber zwischenzeitlich rockt dann eine wunderbare E-Gitarre und (anders, als bei Hoffmann und Element) kein einziges Lied wird einfach runtergespielt, alle Lieder haben aktuelle Arrangements.
So muss das sein!
Vielleicht lobe ich den „Weltenrausch“ von Konstantin Wecker auch nur, weil ich nichts Besonderes erwartet hatte. Und weil mich die Alben von Klaus Hoffmann (okay, da habe ich auch nix erwartet) und Element of Crime (da war ich voller Vorfreude, die keineswegs erfüllt wurde…) so enttäuscht haben.
Momentan höre ich täglich Konstantin Wecker, immer mal zwischendurch, auch die alten Sachen.
„Weltenrausch“ wird es in meine Top Ten des Jahres schaffen.
Das hat seit 30 Jahren kein Liedermacherwerk geschafft.
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