Nachricht vom Nebenkriegsschauplatz

Das Ding hat einen Durchmesser von einem Zentimeter.

 

Bei einem gesunden Menschen wäre es wahrscheinlich nie entdeckt worden, zumal es keine zusätzlichen bemerkbaren Beschwerden bei mir auslöste.

 

Es wurde entdeckt. Und drei ÄrztInnen standen um den Ultraschallgeräten (ich wurde an zwei Teilen durchgemessen) und den Bildern des MRTs auf dem Computer und keine/r wusste, was es nun ist.

 

Der Chef zuckte dann mit den Achseln, „Was es auch ist, es muss raus.“

 

Ich nickte.

 

„Sie lassen aber auch kaum etwas aus“, sagte er und ließ mich und Claudia mit der Oberärztin allein.

 

Vor fünf Wochen hatte mir die Oberärztin eine ähnliche Diagnose mitgeteilt. Aber sie war sich nicht ganz sicher und wollte den Chefarzt nochmal draufgucken lassen.

 

Jetzt ist es halt sicher.

 

Das Ding muss raus, ich bin wieder mal Chefarztsache, weil das nicht so einfach ist und der Chef hat eigentlich keinen Bock:

 

Das Ding / der Tumor sitzt hinter den Nerven der Ohrspeicheldrüse und es kann passieren, dass die Nerven bei der OP angekratzt werden.

 

Und das kann eine halbseitige Gesichtslähmung auslösen.

 

Ist mir egal, meine Unterlippe ist eh schon gelähmt und mein Kiefer funktioniert nur minimal. Also kein großes Risiko…

 

Alle anderen Prognosen sind eher zuversichtlich: Selbst, wenn es ein Tumor in der Ohrspeicheldrüse ist, so sind die zu 80% gutartig. Und großartige Risken (außer dieser Nervstrangscheiße) gibt es bei der OP eigentlich nicht.

 

 

 

Ich versuche, durchzuatmen.

 

Die Dramatik von vor neuneinhalb Jahren wird es definitiv nicht geben.

 

Aber natürlich ist jede OP und jeder Krankenhausaufenthalt scheiße.

 

Und wirft mich zurück in die traumatische Phase meiner „Aushöhlung“.

 

 

 

Krebs ist ein Arschloch.

 

Und ich glaube, man wird es nie wieder los.

 

Aber man kann im Idealfall dieses Arschloch überleben und ihm den Mittelfinger zeigen.

 

Und das probiere ich weiterhin.

 

Und denke gerade jetzt, an meine Bekannten und FreundInnen, die es nicht überlebt haben. Und die Liste wird länger.

 

 

 

Krebs ist ein Arschloch.

 

 

 

Nächste Woche erfahre ich meinen OP-Termin.

 

Ich mache dann eine Woche Urlaub in meinem geliebten Bochum-Langendreer.

 

Und freue mich auf viele BesucherInnen aus der Heimat.

 

Kommt vorbei, nicht am OP-Tag, aber an allen anderen Tagen, ihr habt eine Woche lang die Chance mich zu besuchen, ohne ins tiefste Münsterland zu fahren!

 

 

 

 

 

 

 

In meinem Chaos der letzten Tage habe ich meine iTunes Mediathek geschrottet.

 

Drei falsche Klicks und dann kann das passieren.

 

Ich habe keine Dateien gelöscht, aber ich muss alle Dateien von der Cloud, der externen und der internen Festplatte wieder zusammenführen. Zum Beispiel hatte ich plötzlich nur 3 statt 23 Alben der Toten Hosen direkt verfügbar. Ist schon n Unterschied…

 

Okay. Die Dateien lade ich gerade.

 

Wahrscheinlich sind meine Playlists weg.

 

Die Playlists waren toll. „XXL“ zum Beispiel hatte über 1000 Titel, die man immer hören kann.

 

Jetzt muss ich da wohl wieder neu anfangen.

 

Und neu sortieren.

 

Und kann mir dabei ein Grinsen nicht verkneifen: Ich habe Bock auf neue Playlists und ich werde sie auch nicht mehr so groß wachsen lassen…

 

Meine neue „XXL“ werde ich bei 200 Liedern schließen.

 

Und halt öfters aktualisieren.

 

 

 

Ich hab all die Musik immer noch, höre intensiv aber nur Vinyl.

 

Jetzt also mal wieder ne digitale Phase…

 

 

 

 

 

 

 

Und sonst?

 

Wenig.

 

 

 

Der Sommer und die Krebsscheiße hatten mich im Griff.

 

Aber bald kommen zwei Bücher von mir. Und das Leben geht weiter.

 

Ich habe die Wälder und Felder und den riesigen Garten.

 

Meine Frau und unsere zwei Hunde geben Wärme und Liebe. Und nerven natürlich auch ab und zu.

 

Meine Frau will mich mästen und sorgt sich, dass ich zu dünn wäre. Quatsch!

 

Ich habe perfektes Modelgewicht!

 

 

 

Nix zu Sachsen und Brandenburg.

 

 

 

Nix zum VfL Bochum.

 

 

 

Am besten gar nix mehr, bis was Neues passiert oder mir wieder mal was einfällt.

 

 

 

Liebesgedichte wären nicht schlecht…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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