Welcome back? Nicht wirklich...

Früher oder später musste es ja so kommen. Und es kommt jetzt, nach zwölfeinhalb Jahren, also viel später, als ich gedacht hatte.

 

Der Krebs ist wieder da.

 

Ein Tumor in (oder an? – ich war zu geplättet, um nachzufragen) der Ohrspeicheldrüse. Meistens sind die gutartig, müssen aber operativ entfernt werden, weil sie sich bösartig entwickeln können.

 

Da ich durch meinen Krebs immer regelmäßig durchgecheckt werde wurde dieser Tumor früh entdeckt.

 

Kein Grund zur Panik:

 

Rausschneiden.
Fertig ist.

 

 

 

Liest sich alles sehr harmlos, möchte ich auch so.

 

Ist aber nicht ganz so harmlos und ich habe natürlich noch Erinnerungen an meiner damaligen Krebs-OP und an all den Scheiß, den ich danach durchleben musste.

 

Und ohne Claudia würde ich jetzt „nein“ zur OP sagen.

 

Aber meine Frau gibt mir Mut, Zuversicht und Gründe zum Weiterleben.

 

 

 

Also geht es am 02.08. zum Vorgespräch ins KrankmachEndeHaus und dann relativ zeitnah unters Messer.

 

 

 

Ich habe kurz überlegt, ob ich all den Kram öffentlich mache.

 

Aber der Krebs gehört zu mir und ich habe immer berichtet und auch Bücher darübergeschrieben.

 

Also werde ich im Rahmen meiner Verfassung jetzt über das neue Kapitel berichten.

 

Nicht, um Ratschläge zu geben oder Hoffnungen für andere Krebse weiterzuleiten. Nicht nur, um mich auszuheulen und mich wichtig zu machen.

 

Einfach nur, weil es mein Ding ist, es zu mir gehört und ich mich damit auskotzen kann.

 

 

 

Ich bin momentan nicht besonders sortiert, auch das gehört zu der ganzen Scheiße.

 

 

 

Und ich will keinen auf Drama-King machen. Vielleicht ist es nur eine OP und einen Monat später lache ich drüber.

 

Aber die Worte „Tumor“ und „muss zeitnah operativ entfernt werden“ triggerten mich schon übel.

 

Eindeutig ist es nicht so schlimm, wie vor zwölf Jahren.

 

Mit dem Unterschied, dass ich jetzt einfach müde bin und nicht mehr kämpfen kann. Zumindest gefühlt heute und gestern. Vielleicht rappele ich mich ja wieder auf.

 

 

 

Nein.

 

Es ist mir nicht scheißegal.

 

Eigentlich will ich leben.

Ich bin dankbar für die liebevollen Jahre mit meiner Frau Claudia, unsere beiden Fellnasen bringen mich immer wieder zum Lachen und wärmen mein Herz. Selbst die Schwiegermutter mit Alzheimer gehört irgendwie dazu, auch wenn wir da weitere Entlastungen brauchen. Und meine Familie und meine FreundInnen: Die besten auf der Welt!

 

 

 

Meine Frau braucht mich noch. Nicht nur wegen meiner Hausmeistertätigkeiten und dem Einrichten aller elektronischen Teile und so. Sie braucht mich als liebenden Ehemann und als Freund.

 

Das ich sie brauche ist eh völlig klar.

 

Ohne sie wäre ich nicht mehr.

 

Unsere Fellnasen brauchen mich auch. Sie hängen spürbar an mir, lassen mich seit gestern nicht mehr alleine (Okay: Gewitter, vielleicht hatten sie einfach nur Angst davor…).

 

Meine Schwiegermutter umarmte mich gestern wahrhaftig einmal wirklich glaubhaft. Dafür nervte sie heute allerdings absolut.

 

Meine Mutter kommt kurz vor mir ins Krankenhaus. Sie ist 85 und ein absolutes Steh-Auf-Frauchen.

 

Keine Mutter sollte den Tod ihrer Kinder erleben.

 

Und meine FreundInnen sind die allerbesten, auch wenn ich sie im Stress der letzten Jahre oft vernachlässigt habe.

 

Hey Leute! Ich komm zurück! Und wir machen Party und feiern die Freundschaft und das Leben und überhaupt!

 

 

 

Ansonsten: Dieses Jahr erscheinen neue Alben von NewModelArmy, John Cale und Iggy Pop.

 

Das lasse ich mir doch nicht entgehen!

 

Und ich will auch noch ein neues Rolling Stones Album erleben. Scheißegal, ob ich entsetzt oder begeistert bin.

 

Ach ja. Und ich weigere mich einfach, abzutreten, bevor der VfL Bochum in die Erste Bundesliga aufsteigt!
Und das kann noch dauern…

 

 

 

Während meine Krankenhausaufenthalts verdiene ich als Schriftsteller wahrhaftig Geld: Durch meine Mitgliedschaft im Verband der Schriftsteller bin ich verdi-Mitglied geworden und habe eine Krankenhaustagesgeldversicherung.

 

Aber ich wette, dass ich trotzdem auf Rekordjagd gehe und den kürzesten Aufenthalt für diese Tumorentfernung erreichen werde!

 

 

 

Ich befürchte, es wird langweilig in diesem Blog.

 

Es wird sich hauptsächlich um Krebs drehen.

 

Vielleicht noch um mein neues Buch, das demnächst erscheinen soll.

 

Oder ich tippe einfach immer weniger.

 

Keine Ahnung.

 

 

 

Habt euch einfach lieb und genießt das Leben.

 

Dieses Leben ist erstmal das einzige, das wir haben.

 

Und es kann wunderschön sein!

 

 

 

 

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