"Sie haben da etwas..."

Ein Satz, vielleicht sogar DER Satz, den ich bei meinen Tumornachsorgeuntersuchungen nicht hören möchte:

 

„Sie haben da etwas…“

 

Und dann erstmal Schweigen.

 

 

 

Ich höre diesen Satz heute zum zweiten Mal - beim ersten Mal war es falscher Alarm – und ich habe diesen Satz selbst schon einmal ausgesprochen, auch da war es nichts Ernsthaftes.

 

 

 

Nächste Woche muss ich also noch einmal ins geliebte Bochum-LA und da wird dann ein MRT gemacht.

 

Die Ärztin kündigte schon an, dass unter Umständen operiert werden muss, sie sagte auch das böse Wort „Tumor“, verband es aber mit dem hoffnungsvollen Wort „gutartig“ (ich frage mich immer, was an einem Tumor „gutartig“ sein könnte, verstehe aber den Unterschied…).

 

Ich verbiete mir diesmal die Panik, bringt ja eh nix. Noch eine Woche warten, dann hoffe ich, mehr zu wissen.

 

Dann hoffe ich auf Entwarnung.

 

 

 

Zwölfeinhalb Jahre bin ich nun in Behandlung. Geschätzt 35 Tumornachsorgen. 4 Nachfolge-OPs zur Kieferwiederherstellung. All so n Scheiß.

 

Ich bin müde.

 

Ich bin ausgelaugt.

 

 

 

Okay. Nur 10% der Krebsbefallenen überleben diesen Plattenepithelkarzinom im Gaumen in den ersten fünf Jahren. Anders als bei den meisten Krebsarten ist eine umfangreiche Nachsorge auch nach diesen fünf Jahren angesagt. Lebenslang, aber das endet dann meistens ziemlich schnell.

 

Oder mit den Worten des Chefarztes: „Wir haben selten Patienten mit ihrem Krebs, die wir so lange betreuen dürfen.“

 

Einmal fragte ich ihn, wann er mich denn als „geheilt“ bezeichnen würde.

 

Er schüttelte den Kopf und sagte, dass er mich noch lange weitersehen wolle.

 

Ich glaube, dass war nicht, weil er mich so besonders nett findet…

 

 

 

Zu den wichtigen Dingen des Lebens:

 

Irgendwas fiel heute vom Himmel. Es war nass.

 

Es war Regen.

 

Ich musste kurz überlegen, dann fiel mir ein, wie ich den Scheibenwischer am Auto einschalten kann.

 

Und dann musste ich sogar überlegen, wie ich ihn auf die schnellste Power schalten kann.

 

Und dann musste ich sogar wegen Starkregen meinen Fuß am Gaspedal etwas zurückziehen.

 

Ich freute mich und bin gespannt, wie die Wälder und Felder und unser Garten da morgen drauf reagieren werden…

 

 

 

„Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben haben sie nicht zugenommen.“

 

„Danke.“

 

Aber ich glaube irgendwie, das war nicht als Kompliment von der Ärztin gedacht…

 

 

 

Nix über Nazis und Rechtsradikale, schon gar kein „Ich habe es doch schon immer gesagt!“.

 

Ich kotze nicht öffentlich, immerhin kann sich jede/r mittlerweile darüber schlau machen, wenn er will. Und kein Mensch kann behaupten, er hätte davon nichts mitbekommen.

 

 

 

Meine Frau. Meine Hunde.

 

Mann, war das schön wieder nach Hause zu kommen!

 

Auch wenn ich keine guten Nachrichten mitbrachte.

 

 

 

Das neue Raconteurs-Album ist klasse.

 

Und The Alarm auch.

 

 

 

Facebook fragt mich, was ich mache.

 

Ich poste in meinem Blog.

 

Und brauche heute viel Bier…

 

 

 

Gute Nacht…

 

 

 

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