Gemütliche Ostern und ein Rasen namens Brexit

Ich stelle gerade fest, dass es schon über zwei Wochen her ist, dass ich was gepostet habe.

 

Ich stelle gerade fest, dass ich in den letzten zwei Wochen auch kaum an meinem Buch gearbeitet habe.

 

N paar Facebook-Comments, mehr war nicht drin.

 

 

 

Stattdessen haben wir einen riesigen Sperrmüllhaufen entsorgt (ich erwähnte es im letzten Blog…) und im Garten weitergemacht.

 

Wir wagten uns zum ersten Mal zwischen die Bäume, die unseren Garten von hinten begrenzen. Und entdeckten massig Steine, Plastikmüll, Autoreifen (!) und Metallschrott.

 

Alles wurde damals nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ versteckt. Und wir kämpfen mit all den Altlasten, blicken aber langsam durch und können sowohl im Haus als auch im Garten atmen und überall durchlaufen.

 

Es geht voran.

 

800 Quadratmeter Grundstück (Haus, Garten, Vorgarten) vollgemüllt und mit Messi-Mentalität verwaltet sind kein Kinderspiel.

 

Claudia und ich sind nicht gerade in der Blüte unserer Kraft und unser finanzieller Spielraum ist minimal. Aber wir kriegen es hin, auch wenn ich seit drei (oder vier) Jahren immer wieder so einen Scheiß schreibe…

 

 

 

An unserer Demenzfront – ein Einfrontenkrieg wäre ja auch langweilig, oder? – wurde es eigentlich seit Weihnachten heftig.

 

Unerwartet wurde es jetzt über Ostern angenehmer.

 

Zwischenzeitlich hatte ich alle Hoffnung aufgegeben und sagte zu Claudia, dass wir unser Projekt mit ihrer Mutter aufgeben, unser Scheitern eingestehen und neu anfangen müssten. Wir stritten uns, unsere Beziehung hatte mal wieder durch Claudias Mutter eine harte Bewährungsprobe, aber wir überstanden das alles.

 

 

 

Und irgendwie klappte es gerade über die Ostertage.

 

Wir hatten viel Besuch, fuhren zu meiner Mutter und Claudias Mutter war halbwegs zufrieden und dabei.

 

Die Toilettengänge, die wir mittlerweile fast immer begleiten müssen, und die Inkontinenz sind uns ja egal.

 

Stress haben wir immer, wenn Claudias Mutter direkt hinter unseren Rücken irgendeinen Scheiß (leider auch im wahrsten Sinne des Wortes) macht.

 

Über die Ostertage passierte das nicht.

 

Vielleicht gerade wegen dem Besuch und ihrer Abwechselung, keine Ahnung.

 

Generell wirkte Gisela zufriedener und ausgeglichener und bedankte sich sogar für unsere Hilfe.

 

Eine Momentaufnahme. Es werden auch wieder die unangenehmen Momente kommen…

 

Update: Seit drei Tagen ist es wieder unangenehmer.

 

 

 

Dieses Jahr werden Claudia und ich im Oktober unseren neunten Hochzeitstag feiern.

 

Einige hatten mir kein einziges Jahr zugetraut (wegen meiner Vergangenheit) und einige hatten Hoffnung auf vielleicht höchstens fünf Jahre (wegen meiner Krankheitsprognose).

 

Ich selbst gab keine Prognose und keine Versprechungen ab.

 

Sagte nur, „solange es eben geht“ und habe all meine Hoffnungen übertroffen.

 

 

 

Natürlich hatten und haben wir unsere Streitereien, eigentlich ist das egal.

 

Claudia ist voller Liebe. Und der liebenswerteste Mensch unter der Sonne.

 

Aber sie ist auch eine „Chefin“ und will bestimmen. Und ich kam noch nie mit Chefs oder Chefinnen klar, wollte immer mein Ding machen.

 

Solche Sachen halt…

 

 

 

Wie erwähnt: Ostern war schön.

 

Größtenteils harmonisch, ein Blick auf viel Geschafftes, super Frühlingswetter, massig Osterfeuer (ich mag das!) und ein geiler Vollmond.

 

Meine Mutter fütterte ihre Urenkelin und ich hielt dem Baby meinen Finger hin und Marlene griff zu und lächelte mich an. Leonie, das Kind meiner anderen Nichte flirtete mit mir. Und ich hätte beide Kleinkinder sofort entführen können und war dann doch schlau genug, meinen Nichten den Stress mit ihren Kindern und das Leben mit Säuglingen und Kleinkindern zu lassen.

 

Und ich bin stolz auf meine Nichten und ihre Männer und gönne ihnen ein erfülltes Leben mit ihren Kindern.

 

Ich habe keine Kinder, werde keine Kinder haben.

 

Und ich denke, das ist gut so.

 

 

 

Während ich diesen zugegebenermaßen belanglosen Kram tippe werde ich sechs Mal unterbrochen:

 

„Hermann, guck mal, da möchte ich auch noch hin!“ (Claudia möchte überall hin, wo es in der Glotze schön erscheint)

 

„Hermann, kannst du mal eben…“ („mal eben“ heißt in der Regel, dass es länger dauert…)

 

„Hermann, wo ist der Schlüsselbund (mein Handy, meine Brille, sonst was…)?“

 

„Liebling, kannst du mal meinen Rücken kratzen / mir einen Pickel ausdrücken?“

 

„Hermann, übernimmst du mal eben (sic) das Zähneputzen mit meiner Mutter?“ (Kein Akt, aber nicht gerade angenehm…)

 

„Hermann, gibst du mir noch eine Rolle Klopapier runter?“ (Kein Akt, aber eine weitere Unterbrechung…)

 

Ich gestehe, ich bin leicht genervt…

 

 

 

Bevor ich das gleich beende drehe ich noch eine Runde mit unseren Fellnasen.

 

Vielleicht fällt mir ja sogar auf der Hunderunde noch n wichtiger Gedanke ein…

 

 

 

Zwei Tage später, ich kam nicht dazu, dies zu veröffentlichen:

 

Wir hatten Sonnentage und ich konnte endlich die Socken weglassen, meine kurzen Hosen rauskramen und weiter im Garten malochen.

 

Schön.

 

 

 

Unseren „Rasen“ habe ich jetzt „Brexit“ genannt.

 

Der Garten war ja voller Betonbeete, die ich rausgekloppt habe und immer wieder Rasen nachgesäht habe.

 

Der letzte trockene Sommer, meine Nachlässigkeit in der Rasenpflege und zwei Fellnasen, die den Garten lieben aber eben nicht pflegen führten zu einem Fleckenteppich, der aber immerhin dicht wird.

 

Es ist kein englischer Rasen (außer, wenn man ihn „Brexit“ nennt), es ist eher eine Wiese. Und es gibt Moos und Gänseblümchen und Gräser in unterschiedlicher Farbe und Höhe.

 

Ich liebe unseren Brexit-Rasen.

 

 

 

Sollte es morgen trocken sein habe ich noch einen Lebensbaum zu fällen. Der ist platt und bei Lebensbäumen fällt mir das nicht schwer, weil ich sie eh hässlich finde. Falls ich die Wurzel rauskriege werde ich einen Kirschbaum an die Stelle pflanzen.

 

Sollte es morgen allerdings trocken und schönes Wetter sein werde ich mit meiner Frau eine kleine Fahrradtour machen und den Garten Garten sein lassen.

 

Die Schwiegermutter ist in der Tagespflege und nur dann haben wir die Chance dazu.

 

 

 

Sonntagabend soll mein Manuskript endlich in meiner Endfassung an meinen Verleger gehen.

 

Ich habe also noch genug zu tun.

 

 

 

Und bevor ich das immer weiter verlängere sage ich jetzt mal Tschüss und veröffentliche diesen Blog Text.

 

Habt ein schönes Wochenende!

 

 

 

 

 

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