Nach zwei Tagen voller Panik und Angst gab es dann Entwarnung:
TUMORFREI, nur gutartige Verhärtungen bei gleichzeitigem Rückgang des Unterfettgewebes.
Meiner Frau und mir fielen ganze Bergwerke vom Herzen.
Ich bleib scheinbar unkaputtbar.
Trotzdem: Der begründete Verdacht und die Angst machten mir mal wieder die Endlichkeit dieses Lebens und mein Glück deutlich.
Also ist mal wieder Zeit, für einen Neuanfang.
Zum Beispiel sollte ich endlich dafür sorgen, dass meine Frau mit meinem Chaos klarkommt. Ich werde ihr zeigen, wie sie einen Compi bedient, um wenigstens Mails und so einen Kram machen zu können.
Und n paar Wünsche oder Gedanken zu meinem Abgang werde ich wohl auch formulieren. Zum Beispiel ganz wichtig: Kein Pfaffengelaber!
Außerdem sollte ich intensiver arbeiten. Im Haus, Garten und an meinen Texten.
Und: Intensiver leben.
Also weniger Internet und mehr Liebe und Freundschaften.
Musik und Literatur genießen.
Mich an den Hunden und der Natur erfreuen.
All das.
Ich bin immer noch platt, hatte ernsthafte Abgangsszenarien im Kopf und erhole mich da langsam.
Zum Beispiel gestern das Steven Wilson Konzert in Bochum war Ablenkung und Erholung.
Und teilweise genialer Genuss.
Ein super Sound, leider war die Halle für die Light-Show ungeeignet.
Steven war beim Frisör, das machte es aber auch nicht besser. Aber er hatte gute Laune und machte spaßige und nette Ansagen. So kannte ich ihn noch nicht.
Bei der Gitarrenwichserei hielt er sich deutlich zurück. Man spürte: Er braucht sich nicht mehr zu beweisen. So konnten wir geniale Songs und Melodien von ihm genießen.
Leider ließ er aber seinen Keyboarder und Gitarristen viel Raum. Und die wichsten. Langweilige und unendliche Soli.
Absolut nicht mein Ding.
Und leider schmälerte dies ein ansonsten wirklich tolles Konzert.
3 Stunden (!) Livemusik. Geil!
Schade, dass er mein Lieblingsstück (Lazarus) nur noch runterdudelt und klar macht, dass das eben eine Pflichtaufgabe ist. Aber eigentlich ist das sein gutes Recht, ich verstehe ihn da auch.
Instrumentenwichserei (also technisch anspruchsvolle und endlos lange Soli, die verdeutlichen, wie gut man ist) finden sich ja im Prog Rock zur Genüge.
Und da passt Steven Wilson.
Irgendwie passen da auch Motorpsycho rein.
Merkwürdigerweise packt mich ihre neue Platte, „The Crucible“, dennoch. 40 Minuten aufgeteilt auf nur drei Stücke, lange Instrumentalpassagen, aber das Ding hat was und läuft im Moment häufig bei mir.
Natürlich wichse ich auch.
Nicht an der Gitarre, dafür bin ich zu schlecht. Ab und zu an der Tastatur und bei meinen Texten und natürlich manchmal körperlich. Macht doch jede/r, brauch ich nicht näher drauf eingehen.
Aber ich tue es nicht vor Publikum und hole mir keinen drauf runter, wie gut die mich finden.
Soviel zu Prog Rock, lässt sich auch auf einige Metal Bereiche übertragen…
Jetzt ist es drei Tage her, dass es bei mir Entwarnung gab.
Und so langsam kann ich wieder durchstarten, ich erwähnte es oben.
Zum Beispiel heute Nachmittag:
Ein geiler weißer Vollmond und wenn ich meinen Kopf drehte auf der anderen Seite ein blutroter Sonnenuntergang.
„Unsere“ Rehherde, neun Rehe, die auf unserer Lieblingsgassirunde immer mal wieder unseren Weg kreuzen und dafür sorgen, dass Aron und Dushka an die Leine gelegt werden, grast auf dem Feld 500 Meter von uns entfernt.
Claudia und ich nehmen und in den Arm, Gisela sagt immer wieder, wie schön doch das Wetter ist und die Hunde sorgen für den Kraftsport an meinen Armen, der bei den Hunderunden eben nicht am Schreibtisch stattfindet.
Leben. Heimat. Harmonie.
Schön.
Ich habe keine Angst vor Langeweile. Zur Not gehe ich die Baustellen an und um das Haus an, meine Abstellkammer muss entrümpelt werden, ich habe ein ganzes Regal voller Bücher, die darauf warten von mir gelesen zu werden und meine Gitarren schreien nach mir.
Also werde ich mal wieder anfangen zu malen.
Ich beende mal mit King Crimson.
Und muss ab morgen mal wieder ne Country- oder Americana-Phase einleuten…
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