Hallo - Ich bin noch/wieder da

Guten Morgen und frohe Weihnachten Ostern.

 

Lange her, dass ich hier was geschrieben habe.

 

Krankenhaus, noch ne (kleine) OP, massig Infusionen und Antibiotika und ich bin immer noch schlapp.
Auch wenn es jetzt etwas chaotisch wird, hier mal ein Update was seit Februar passiert ist.

 

 

Das hier ist vom 14ten Februar:

Ich kann nicht schreiben.

Klingt scheiße, besser wäre „…nicht mehr…“ oder „…momentan nicht…“.

Ich probiere, zu schreiben.

Immer wieder.

Also auch jetzt.

 

Meine Schmerzen sind da eindeutige Bremsen. An Infusionen zu hängen ist auch nicht förderlich, aber immerhin brauche ich am Schreibtisch keinen großen Bewegungsradius.

Mit dem iPad im Krankenhaus zu schreiben, klingt gut. Funktionierte allerdings nicht, da mich jeder Ton und natürlich die Mitpatienten immer wieder ablenkten.

 

Meine beinahe täglichen Schüttelfrostattacken sind heftig. Wahrscheinlich hängen die mit der intravenösen Ernährung über den Port zusammen.

Ich zittere dann ohne Ende, friere und schwitze gleichzeitig und bekomme auch Angst.

Ab morgen muss ich meine Nahrungsaufnahme ändern. Wenn überhaupt, dann wird das minimale Besserung bringen.

Und natürlich muss ich unbedingt an Gewicht und Kraft zulegen.

Fragt sich nur, wie…

 

Habe ich bei dem ganzen Scheiß eigentlich schon erwähnt, dass ich eh ziemlich verpeilt bin?

 

Und einen Tag danach ging es dann für drei Wochen ins Krankenhaus…

 

Und als ich wieder entlassen wurde schrieb ich das:

 

Wow!

Juchhu und Halleluja!

 

Ich bin wieder zu Hause.

Bei unserer Nora und bei meiner geliebten Frau.

An meinem Schreibtisch und an meinem Plattendreher und all dem schwarzen Gold.

 

Natürlich bin ich immer noch platt und verpeilt. Das bleibt nach über drei Wochen Krankenhaus nicht aus. Aber das wird schon werden.

Heute bin ich extrem verlangsamt. Ich versuche, mein Zimmer zu organisieren, die Medikamente zu ordnen, n bisschen durch das Internet zu surfen und Schallpatten zu hören.

Da wird morgen noch genug überbleiben.

Sobald das Paket mit „Poesie am Stock“ ankommt werde ich die Vorbestellungen signieren und eintüten und zur Post bringen. Ich kann da nix versprechen, aber nächste Woche sollten die Gedichte bei euch ankommen.

 

Und nach dem Wochenende werde ich hoffentlich etwas fitter sein und mich in neue Abenteuer stürzen.

Klingt nach einem guten Plan. Es ist noch nicht vorbei!

 

Ich weiß nicht genau, warum ich auf der Palliativstation landete.

Aber für mich war das der totale Glücksgriff.

Einzelzimmer, entspanntes und größtenteils sehr zuverlässiges Pflegepersonal und eine Raucherterrasse.

Es geht nichts über die eigenen vier Wände.

Trotz optimaler Betreuung kann ich im Krankenhaus nicht schreiben. 
Und die Musik kann ich zuhause einfach mehr genießen.

 

8 Stunden am Tag hänge ich an der Nahrungsinfusion. Zusätzlich unterstützen hochkalorische Trinkflaschen meine Spezialdiät. Und ich probiere, orale Nahrung zu mir zu nehmen.

Dick werde ich nicht werden. Aber 39 Kilo sind einfach zu wenig.

 

Ich gehe am Stock oder sitze im Rollstuhl.

Meine Frau besteht darauf, dass ich einen Rollator brauche.

Ich komme mit diesen Dingern allerdings nicht zurecht, habe da keinen Bock drauf.

Da meine Frau die besseren Argumente hat werde ich mir so ein Teil anschaffen müssen.

 

Das ist jetzt auch schon wieder einige Wochen her…

 

Guten Abend!
Mittlerweile haben wir Ende April und immer noch zu wenig Frühling.

Musikalisch kamen viele interessante Neuerscheinungen, es gäbe da einiges, was ich kommentieren könnte. Ich lasse das jetzt mal…

 

42 Kilo.

Es geht aufwärts, wenn auch nur langsam.

Ich ernähre mich über eine PEG. Ein Schlauch, der direkt in den Magen führt, ein Loch in meiner Bauchdecke – Kinderkram gegen all die Bauchwunden und Narben der letzten Zeit – und eine Pumpe, die den Nahrungsfluss regelt.

10 bis 12 Stunden am Tag hänge ich an der Nahrungsinfusion. Liegen und schlafen kann ich dabei nicht, dann würde die Nahrung in der Speiseröhre wieder hochkommen und könnte sich festsetzen. Orale Nahrungsaufnahme funktioniert gar nicht.

Und wird auch nicht mehr funktionieren:

Mein Kehlkopfdeckel ist weggebrannt und da gibt es auch keinen Ersatz.

Ich muss mich damit abfinden und das macht keinen Spaß.

Nahrungsaufnahme ist eine lästige Pflicht und schränkt mich in meinen Bewegungen extrem ein.

„Normales“ Essen und Genuss kann ich für den Rest meines Lebens abhaken.

Immerhin, trinken kann ich noch. Ich habe mich damit noch nicht abgefunden, werde es aber wohl machen müssen…

Mit meiner Artikulation sieht es genauso beschissen aus:

Hustenanfälle, aufsteigender Schleim und die Unmöglichkeit einer klaren und verständlichen Artikulation werden mich ebenfalls für den Rest meines Lebens begleiten.

Im persönlichen Kontakt klappt das halbwegs, Telefon ist eine Katastrophe.  Alles hängt davon ab, wie weit sich mein Gegenüber auf meine Behinderungen einlässt. Es ist schweineanstrengend, kann aber funktionieren.

Für mich wird es immer dann schlimm, wenn Menschen so tun, als ob sie mich verstehen, ich an ihren Antworten aber feststelle, dass sie mich überhaupt nicht verstanden haben. Da könnte ich immer losheulen.
Leute, sagt Bescheid, wenn ihr mich nicht versteht! 

Da finden wir schon einen Weg, zur Not schreibe ich meine Aussagen auf.

Aber bitte, gebt mir das Gefühl, dass ihr mich ernst nehmt!

 

Bei all der Scheiße – meine Schmerzen lassen nach. Ich werde versuchen, die Schmerz- und Betäubungsmittel zu reduzieren und hoffe, dann auch irgendwann weniger verpeilt zu sein. Meine Ärzte sind da größtenteils skeptischer und raten mir, vorsichtig zu sein.

Mein Bewegungsradius muss sich wieder steigern, sowohl geistig als auch körperlich.

Natürlich hat sich Claudia durchgesetzt und ich habe jetzt einen Rollator.

Ich hasse Rollatoren und es ist völliger Schwachsinn, wenn sie das Ding „stylisch“ und „cool“ nennt.

Aber ich muss gestehen, bei meinem Schwankschwindel gibt der Rollator mehr Sicherheit als der Stock. Und ich kann mich bei Konditionsproblemen zum Durchatmen hinsetzen. 

Immerhin, ich habe ein Teil mit recht großen luftgefüllten Reifen, durchaus Geländetauglich. Ob eine Kist Bier darauf transportiert werden kann, habe ich noch nicht ausprobiert.

 

Claudia ist immer bei mir. Kümmert sich um unsere Hündin Nora und versorgt ihre Alzheimer-Mutter. Und um mich.

Sie akzeptiert nicht, dass es mit mir zu Ende geht. Und dann darf es das verdammt nochmal auch nicht!

 

Es ist äußerst mutig, aber ich habe jetzt eine Woche Urlaub am Meer in Holland für uns gebucht. Unsere Trauzeugin begleitet uns und unser Trauzeuge will vorbeischauen. Wir werden unser Hochzeitsversprechen erneuern.

Solange es dann dauern wird.

Und es dauert schon eine wunderbare Zeit lang.

 

Ach ja. Dann gibt es ja noch mein neues Werk.
Ein Chapbook bei RUP. 
Poesie am Stock.

Alle Vorbestellungen habe ich jetzt abgeschickt. Wer im Laufe der Woche nichts kriegt sollte sich bei mir melden...

Alles dazu in meinem nächsten Post…

 

ES IST NOCH NICHT VORBEI!

 

 

 

 

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