Der VfL Bochum hat die ersten sechs Spiele der Saison verloren. Gegen die Bayern desaströs, in den anderen Spielen auch mit viel Pech und sogenannten individuellen Fehlern. Das überrascht nicht wirklich, hat vor Saisonbeginn doch eh jeder Fußballkenner den VfL als ersten Abstiegskandidaten gesehen. Zu viele Abgänge, keine hoffnungsvollen Neuverpflichtungen und da auch keine Hoffnung auf Besserung.
Das einzige, was Hoffnung machte, war die hervorragende letzte Saison und ein Trainer, der in seinen drei Jahren Tätigkeit den VfL Bochum von den Abstiegsrängen der zweiten Liga in die erste Liga und einer überzeugenden Performance dort führte.
Nicht wenige, ich eingeschlossen, wünschten sich einen dauerhaften Verbleib von Thomas Reis.
Sollten wir doch absteigen! Egal!
Mit Reis dann eben wieder mal ein Neuanfang und vielleicht wieder ein Aufstieg. Wäre nicht unmöglich gewesen.
So wie Freiburg es seit langem macht, nur, dass unser Streich eben Reis gewesen wäre.
Nun ist es anders gekommen.
Der Trainer wurde rausgeschmissen, obwohl er bei den Fans und den Spielern durchaus noch ein fantastisches Standing hatte.
Schleppende Vertragsverlängerungsverhandlungen, ein kurzer Flirt mit Schalke und eine schlechte öffentliche Performance vom Vorstand und auch von Thomas Reis, sowie gierige Aasgeierjournalisten taten dazu ihr Bestes und vielleicht gab es jetzt wirklich wenig Alternativen.
Aber wie sind die jetzigen Alternativen? Wie wird die Zukunft? Unter Reis und mit dem Sportdirektor Schindzielorz wurde etwas aufgebaut, was durchaus Zukunft versprach. Die Vereinsmitgliederzahlen und die Dauerkartenverkäufe explodierten und Bochum hatte bundesweit einen guten Ruf. Schindzielorz schmiß hin, weil er sich verbessern wollte und weil seine Vorstellungen mit dem Vorstand wohl nicht mehr passten (wer will es ihm übelnehmen?) und nun wurde Reis gecancelt.
Der neue Sportdirektor Frank Fabian und der Interimstrainer Heiko Butcher passen zwar zu einem Bochumer Weg, aber schon jetzt ist klar, dass zumindest Butcher kein Vertrauen bekommt und nur kurzfristig coachen darf.
Und wer wird neuer Trainer?
Man müsste schon sehr verzweifelt oder verbrannt sein, wenn man sich die Nachfolge einer Lichtgestalt in einer aussichtslosen Situation mit einem grottenschlechten Kader zumutet.
Zumal die finanziellen Möglichkeiten des VfL eben sehr begrenzt sind.
Ich sehe schwarz.
Mein VfL Bochum hat sich heute entschieden, kein „Freiburger Modell“ und keinen Sonderweg im Profifußball zu gehen, sondern eher Greuther Fürth, Rot Weiß Essen oder Wattenscheidt als Vorbilder zu nehmen.
Auch wenn die (schmutzigen?) Einzelheiten dieser Farce (noch) nicht öffentlich sind:
Thomas Reis wird seinen Weg im Profifußball weitergehen, wahrscheinlich erfolgreicher als in Bochum.
Der Vorstand wird wahrscheinlich fürchterlich scheitern.
Ich werde weiterhin Bochum-Fan bleiben und wieder mal an meiner Liebe verzweifeln, auch wenn ich natürlich immer noch auf Wunder hoffe.
Kein guter Tag für den VfL Bochum, so viel steht fest.
Und wahrscheinlich schon der Abstieg nach sechs Spieltagen…
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