Dicke Füße

Zuwenig Energie

Um meinen Mittelfinger auszustrecken

 

Vielleicht schaffe ich es

Den kleinen Finger zu reichen

 

Dann kann mich jemand an die Hand nehmen

 

 

Meine Füße und Fußgelenke sind mittlerweile dicker als meine Oberschenkel.

Das ist nicht schön.

Erstens weil es nicht schön ist und zweitens, weil es langsam gesundheitlich bedenklich wird.

Okay: Ich wurde vor der Chemotherapie davor gewarnt.

Trotzdem scheiße.

 

Die weltbeste Krankenschwester (ich sage euch: heiratet nie ne Pflegerin!) wird mir gleich liebevoll einen Pütterverband anlegen. Ich bin zu schwach, um mich zu wehren.

Außerdem macht es Sinn und sie hat extra für mich blaue elastische Wickel geholt.

 

Mittlerweile sehe ich so richtig scheiße aus.

Okay, ich war noch nie ne Schönheit und sah seit meinem Oberkieferkrebs immer scheiße aus.

Jetzt sehe ich allerdings so richtig scheiße scheiße aus.

 

Ich gehe am Stock.

Es sei denn, ich sitze im Rollstuhl oder gehe am Rollator.

Stock ist mir lieber als Rollator. Ich hab ja (noch) nix an den Beinen, sondern bin nur schwach, schwindelnd und zittrig.

 

 

 

Meine Kleidung passt nicht mehr, die Hosen rutschen runter, T-Shirts und Hemden flattern im Wind (ich muss aufpassen, dass der mich nicht umbläst…), bei Unterwäsche muss ich wohl auf Kindergrößen umsteigen. Und meine Schuhe sind alle zu eng.

 

Unsere kleine Nora will toben. Sie fordert mich immer wieder auf, scheint aber auch zu raffen, dass ich nicht kann.

Und unser Aron liegt zu meinen Füßen. Er versteht, er ist selber alt und müde.

 

An den Tastaturen arbeiten und/oder konzentriert schreiben ist nicht.

Ich denke mal, mein Sekundenschlaf, meine Schwäche und die Schmerzmittel.

Autofahren geht deshalb auch nicht.

Und das fehlt mir. Ehrlich, Leute. Ich weiß, es ist Schwachsinn, aber das fehlt mir wirklich…

 

Ich versuche immer wieder, zu essen. Halbwegs feste Nahrung.

Noch ist die Anstrengung größer als der Geschmack.

Vielleicht liegt das jetzt einfach an den Verbrennungen von der Bestrahlung. Ich hoffe so.

 

Die Chemotherapie haut mich um.

Das befürchtete ich schon vorher, kann man nix machen.

 

Dann wäre da ja noch mein Platzbauch.

Ich liebe dieses Wort. Platzbauch. Bauchfellentzündung.

Hat nix mit meinem Krebs zu tun, „passierte“ beim Einsetzen der PEG, die ich zur Nahrungsaufnahme bei meiner Radio- und Chemotherapie benötigte.

Kostete mich vier weitere Operationen und sechs Wochen Krankenhaus.

Und wahrscheinlich noch n täglicher Verbandswechsel bis zum Winter.

Den macht jetzt auch die weltbeste Ehefrau und Krankenschwester.

So ist das stressfreier, als jedes Mal auf den Pflegedienst zu warten und die Termine mit der Bestrahlung zu koordinieren.

Und Claudia macht das sehr sorgfältig und gut, da habe ich als ehemaliger Wundmanager wirklich vollstes Vertrauen.

 

Noch 9 Tage (7 Bestrahlungen, 1 oder 2 Chemos) dann habe ich diesen Kram hinter mir. Dann dauert es ca. 1 Monat, bis ich mich von der Therapie erholt habe. Und ca. 8 Wochen nach der Therapie geht es dann wieder nach Bochum ins Elisabeth-Krankenhaus. Und danach weiß ich dann, ob sich das alles gelohnt hat, vielleicht nochmal gemacht werden muss oder eben doch alles sinnlos ist.

 

Und natürlich werde ich euch weiterhin teilhaben lassen.

 

 

 

Zuwenig Energie

Um meinen Mittelfinger auszustrecken

 

Vielleicht schaffe ich es

Den kleinen Finger zu reichen

 

Dann kann mich jemand an die Hand nehmen

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